von Jutta Blume, amerika21, 12. Februar 2021. Öffentlichkeit, AI und das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte in Honduras fordern Aufklärung des Todes von Keyla Patricia Martínez im Polizeigewahrsam
QUELLE: @COPINHHONDURAS
La Esperanza. Der Tod der 26-jährigen Studentin Keyla Patricia Martínez in La
Esperanza/Intibucá hat landesweit Empörung und Proteste ausgelöst. Auch sonst
eher unkritische Medien erheben Zweifel an der Behauptung der diensthabenden
Polizisten der Nationalpolizei, dass es sich um einen Selbstmord gehandelt
haben soll. Yuri Mora, Sprecher der Staatsanwaltschaft, sagte nach Abschluss
der Autopsie, dass es sich um Mord handle.
Martínez war zusammen
mit einem Freund in der Nacht vom 6. auf den 7. Februar festgenommen worden,
weil sie die wegen der Covid-Pandemie verhängte Ausgangssperre missachtet
hatten. Der Freund wurde später wieder freigelassen, während die junge Frau in
Gefangenschaft blieb. In der Nacht habe sie dann versucht, sich in der Zelle zu
erhängen. Sie sei ins Krankenhaus gebracht worden, wo sie dann verstorben sei,
so der Bericht der Polizisten. Dies deckt sich allerdings nicht mit dem
Aufnahmeprotokoll des Krankenhauses, wonach Martínez bei ihrer Einlieferung
schon tot war.
Bereits in der
Vergangenheit hatten junge Frauen von Übergriffen durch Polizisten in La
Esperanza berichtet. Zwei junge Frauen erzählten im Fernsehprogramm von HCH,
Polizisten hätten sie Mitte Januar willkürlich verhaftet und körperlich
angegriffen. Dabei hätte einer der Beamten außerdem ihr Bargeld gestohlen.
Merly Eguigure,
Koordinatorin der Frauenbewegung für den Frieden Visitación Padilla, betont die
Gefahr durch die Ausgangsbeschränkungen: "In diesem Land ist es ohnehin
schon ein hohes Risiko, eine Frau zu sein, aber mit der Ausgangssperre ist es
noch größer, wenn wir sehen, dass die Staatsgewalt, die unsere Leben schützen
soll, diese Leben verletzt." Allein im Jahr 2021 wurden nach Angaben der
Beobachtungsstelle der Autonomen Nationalen Universität (UNAH) in Honduras
bereits 25 Femizide registriert.
Auch internationale
Organisationen wie Amnesty International fordern eine umfassende und
unabhängige Untersuchung des Falls, ebenso das Büro des UN-Hochkommissariats
für Menschenrechte in Honduras. Verurteilt hat dieses auch das gewaltsame
Vorgehen der Polizei gegen Proteste in La Esperanza.
Nicht nur Frauen
werden Opfer von Gewalt in Polizeigewahrsam. Seit Verhängung von
Ausgangssperren im Zuge der Pandemie ist es im ganzen Land immer wieder zu
Todesfällen und Folter in Polizeistationen gekommen, wie
Menschenrechtsorganisationen berichten. Dabei sei auch von einer Dunkelziffer
auszugehen, da viele Betroffene aus Angst vor weiteren Repressalien nicht über
ihre Erlebnisse berichten.
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